ÜBER SACHLAGE UND NOTWENDIGE SCHRITTE
Ihr möchtet möchtet euch dafür einsetzen, eure Schule zu einem Ort zu machen, an dem klimaneutral gelernt wird? Perfekt, hier seid ihr schon einmal richtig und habt bereits die besten Voraussetzungen, um den Prozess anzustoßen.
Doch um effektiv durchzustarten, müsst ihr euch zunächst ausreichend über die aktuelle Sachlage, eure Möglichkeiten und erste wichtige Schritte informieren. Vielleicht habt ihr auch schon ein paar Mitstreiter:innen, sodass ihr die Informationsbeschaffung aufteilen könnt!
Sucht euch am besten Hilfe von Freund:innen, Lehrkräften, der Schüler:innenvertretung oder sogar der Schulleitung und teilt die Koordination der ersten Schritte auf, bis eine Koordinations-AG gegründet wird.
Außerdem könnt ihr euch natürlich als Teil unseres Netzwerks mit anderen Projektteams austauschen!
Mögliche Unterstützung bietet vielleicht auch Greenpeace mit Schools for Earth, einem ähnlichen Programm wie diese Initiative. Dort wurden bereits an 18 Schulen Erfahrungen gesammelt. Expert:innen von fifty/fifty helfen gerne bei Verhandlungen über Einsparungsgelder mit eurem Ort oder der Errechnung von Emissionen. Auch Aktivist:innen der „for Future“-Bewegung sind, wie auch Mitglieder von Umweltverbänden oder Klimawochen, gerne bereit bei Problemen oder Fragen zu helfen.
Nehmt euch Zeit dafür, euch über den Klimawandel und die Hintergründe des Zieles der Klimaneutralität bis 2035 zu informieren. Dann könnt ihr in eure individuelle Recherche einsteigen: Wie sehen die Emissionsdaten eurer Schule aus? Welche Möglichkeiten stehe Schulen in eurem Bundesland oder Ort offen, um klimafreundlicher zu werden?
Teilweise können die Ergebnisse enttäuschen, aber lasst euch nicht von eurem Vorhaben abbringen! Ideen wie eure führen Schulen in die Zukunft. Wenn in eurer Umgebung noch kein ähnliches Projekt gestartet wurde oder die Klimaprognosen nicht gut aussehen, könnt ihr Vorreiter und Vorbilder werden!
Zunächst einmal seid ihr hier an einem guten Ausgangspunkt. Auf unserer Seite werden wir nach und nach immer mehr Material für euch zur Verfügung stellen und euch die Vernetzung mit anderen Gruppen anbieten können.
Wenn es speziell um euer Anliegen geht, ist natürlich ein Austausch mit eurer Schulleitung wichtig. Trotzdem werdet ihr wahrscheinlich relativ bald mit Behörden in Kontakt treten müssen. Um zum Beispiel die Emissionsdaten eurer Schule zu erfragen, werdet ihr auf die Behörden, die für Strom, Heizung und Abfall zuständig sind, zugehen müssen.
INNERHALB EURER SCHULE, MIT ORGANISATIONEN UND DEN BEHÖRDEN
Je mehr Menschen informiert und beteiligt sind, desto mehr Wissen und Energie kann gebündelt werden! Es ist also wünschenswert, sich zunächst innerhalb der Schule, später auch darüber hinaus, ein großes Netz aus Helfer:innen und Unterstützer:innen aufzubauen.
Dafür müssen natürlich zunächst alle – also die Schüler:innen, die Lehrkräfte und auch die Eltern über das Vorhaben und das Ziel in Kenntnis werden. Das Projekt kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen!
Innerhalb eurer Schule solltet ihr die Schüler:innenvertretung und die Schulleitung mit einbinden und dann die gesamte Schulgemeinschaft informieren! Ladet sie doch direkt ein, das Vorhaben mitzugestalten, so gewinnt ihr schnell Helfer:innen. Auch Kontakte zur Eltern- und Lehrer:innenschaft solltet ihr ausbauen und nutzen.
Früher oder später werdet ihr sicher auch mit den Behörden sprechen müssen – schon um die Emissionsdaten eurer Schule in Erfahrung zu bringen. Für euch relevant sind dann wahrscheinlich diejenigen, die für Strom, Heizung und Abfall zuständig sind.
Wenn es darum geht, eure Ideen und Anliegen zu verbreiten, sind eurer Kreativität keine Grenzen gesetzt:
Außerdem bietet sich natürlich Social Media an, um Informationen unter die Leute zu bringen!
ZUR KOORDINATION DES PROJEKTES
Es ist empfehlenswert, für eure Schule eine Koordinations-AG zu schaffen, über die ihr euch austauschen, gut zusammenarbeiten und alle einzelnen Schritte und Aktionen diskutieren und organisieren könnt. Häufig ist es hilfreich, einen regelmäßigen Termin zu vereinbaren, an dem ihr euch trefft.
Wichtig ist auch, Lehrkräfte und Eltern als Mitglieder zu haben. So sind alle wichtigen Parteien an der Zielerreichung beteiligt!
Eine Koordinations-AG sollte als schulgestalterische Arbeitsgemeinschaft fungieren und einen Leitfaden für den Klimaschutz an eurer Schule erarbeiten sowie die Kommunikation innerhalb der Schule und nach außen übernehmen.
Außerdem kümmert sie sich um die Koordination und Organisation von Aktionen, Projekten, Wettbewerben oder weiteren Klima- und Umweltschutzmaßnahmen an der Schule sowie der Erstellung eines Umweltcurriculums.
Diese Prozesse können natürlich auch von weiteren Gremien übernommen werden, welche vielleicht bereits an eurer Schule bestehen. In diesem Fall überwacht und fördert die Koordinations-AG diese Prozesse.
Darüber hinaus sollte diese dem höchsten Gremium der Schule Anträge vorlegen dürfen, wenn wichtige und die gesamte Schule betreffende Entscheidungen getroffen werden müssen.
Grob gesagt sollten mindestens je zwei Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern mit an Bord sein. Eine Person muss dann auch die Leitung übernehmen.
Idealerweise könnt ihr noch mindestens ein Mitglied der Schulleitung und jeweils ein Mitglied des Cateringservices, ein:e Hausmeister:in und ein:e Sekretär:in dafür begeistern, der AG beizutreten!
Über die Koordinations-AG hinaus können im Laufe der Zeit noch weitere AGs für Schüler:innen eingerichtet werden, die sich beispielsweise mit verschiedenen Themen wie Mülltrennung, Schulhof-Begrünung oder Re- und Upcycling beschäftigen.
Wichtig sind neben den AGs auch Umweltschüler:innen oder Klimasprecher:innen, die noch mehr als ihre Mitschüler:innen auf das Einhalten von Klimaschutzmaßnahmen achten. Dazu gehören Dinge wie Mülltrennung, Stoßlüften und die Ausschaltung der technischen Geräte und Lampen beim Verlassen eines Raumes.
Vielleicht könnt ihr dafür sorgen, dass die Wahrnehmung dieser Ämter mit einem positiven Vermerk auf dem Zeugnis oder Lernausflügen belohnt werden.
UM DEN STATUS QUO ZU KENNEN
Um den Weg zur Klimaneutralität beginnen zu können, muss zunächst ermittelt werden, in welchen Bereichen eure Schule die meisten Treibhausgase ausstößt. Das ist wichtig, um einen konkreten und auf die Schule angepassten Plan hin zur Klimaneutralität aufstellen zu können.
Dabei werden Daten über Strom, Heizung, den anfallenden Müll, aber auch die Ernährung und die Art, wie die Schulangehörigen zur Schule kommen, gesammelt. Auch Baumaßnahmen wie Wärmedämmung, Begrünung des Schulhofes oder die Installation einer Solaranlage sollten thematisiert werden.
Viele Daten könnt ihr von Hausmeister:in, der Schulleitung oder der Cateringfirma durch einfaches Nachfragen bekommen.
Für die den Bereich Mobilität eignen sich von euch erstellte schulweite Umfragen oder Daten von den Behörden. Kontakt zur zuständigen Person könnt ihr per Mail oder Anruf aufbauen. Erklärt auch direkt, warum ihr die Daten, die ihr erfragt, benötigt.
Sollten euch diese nicht einfach mitgeteilt oder sogar verweigert werden, könnt ihr auch auf das Informationsfreiheitsgesetz berufen. Dieses regelt den Anspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen.
Für die Berechnung der Emissionen aus den messbaren Daten gibt es verschiedene Wege:
Ihr könnt dafür zum Beispiel den CO2-Rechner von Greenpeace oder die Rechnungen des Projektes „klimaneutrale Schule“ verwenden. Vielleicht ist euch aber auch die Rechenhilfe von fifty/fifty lieber.
MIT DEM ZIEL VOR AUGEN
Nachdem der Verbrauch ermittelt ist, kann ein auf die Schule angepasstes Einsparungskonzept entwickelt werden, um Emissionen optimalerweise ganz zu verhindern.
Zunächst müssen dafür die Verbrauchsdaten ausgewertet und die größten Verursacher ermittelt werden. Individuell kann darüber hinaus auch noch der Schulalltag beobachtet werden, um möglichen unnötigen Verbrauch zu beseitigen. Allerdings ist das für eine Schule nicht immer ganz so einfach, weil zum Beispiel nötige bauliche Veränderungen von Behörden beschlossen, geplant und ausgeführt werden müssen. Und das kann dauern… Deshalb muss mit dem Einsparen begonnen werden.
Eine wichtige Frage, die sich bei jeder Maßnahme stellen muss ist: Kann sie leicht umgewandelt werden, sodass keine Emissionen mehr entstehen, oder verbleiben wir in der Zukunft, vielleicht durch eine Anschaffung, auf einem geringen Niveau, kommen aber nicht ganz auf Null?
Lasst euch bei der Entwicklung und Umsetzung des Einsparungskonzeptes nicht entgehen, dass die Behörden in manchen Regionen Teile des auch eingesparten Geldes für Investitionen zur Verfügung stellen. Sollte dies bei euch nicht der Fall sein, sprecht doch mal mit den für die Schulen und die Energieversorgung zuständigen Behörden.
Lasst euch bei der Entwicklung und Umsetzung des Einsparungskonzeptes nicht entgehen, dass die Behörden in manchen Regionen Teile des auch eingesparten Geldes für Investitionen zur Verfügung stellen. Sollte dies bei euch nicht der Fall sein, sprecht doch mal mit den für die Schulen und die Energieversorgung zuständigen Behörden.
Übrigens: Mit der Suchmaschine Ecosia pflanzt ihr beim Surfen und Recherchieren Bäume. Eine Option als Standardsuchmaschine in der Schule?
DES ZIELS DURCH DIE SCHULKONFERENZ
Um garantieren zu können, dass eure Schule den Weg zur Klimaneutralität weitergeht, auch wenn die treibenden Kräfte von der Schule abgegangen sind, müssen in irgendeiner Weise Beschlüsse gefasst werden.
Beschlüsse, die für die ganze Schule gelten sollen, werden von dem für dein Bundesland geltenden Gremium gefasst. Dort kommen mit gleicher Stimmrechtverteilung Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern zusammen.
Um einen Beschluss fassen zu können, braucht es einen Antrag, der gut kommuniziert und in besagtem Gremium der Schule angenommen werden muss.
Weil das Ziel hinter „Wir lernen klimaneutral“ leider noch nicht allgemeingültig als sehr wichtig angesehen wird, könntet ihr bei dem Vorhaben auf Widerstand stoßen. Versucht also, lange vor der Sitzung des Gremiums mit den beteiligten Eltern und Lehrkräften in Kontakt zu treten.
Erst, wenn ihr mit allen Parteien in regem Austausch steht und sich genug Unterstützer:innen gefunden haben, solltet ihr einen Antrag darauf stellen, an eurer Schule die Klimaneutralität bis 2035 als Ziel zu verankern.
Euer Antrag sollte auf jeden Fall eure Ziele und die von euch geforderten Maßnahmen beinhalten.
Die Ziele Klimaneutralität spätestens bis 2035, verstärkte Integration von Klimabildung sowie Aktionen als Positivbeispiele im Unterricht und im gesamten Schulalltag müssen also beschrieben sein.
Außerdem fordert ihr „zur Ausarbeitung eines Konzeptes hin zur Klimaneutralität und zur Begleitung dessen“ die Gründung einer AG, in der alle Parteien der Schulgemeinschaft vertreten sind.
Zuletzt können auch konkrete Beschlüsse für größere Anschaffungen oder Projekte gefasst werden, wie zum Beispiel eine Beschaffungsrichtlinie. Diese könnte regeln, dass bei jeder Neuanschaffung auf die Umweltbelastung des Produktes geachtet werden muss und möglichst ausschließlich Produkte mit geringer Umweltbelastung gekauft werden, die vielleicht sogar klimaneutral hergestellt sind.
Auch könnten regelmäßige Aktionen festgelegt oder ein „Klima-Tag“ eingerichtet werden.
Einen Beschlussantrag zu schreiben, kann für die einen leicht und für andere schwer sein. Aber es ist wichtig, es zu versuchen und beim Scheitern nach Hilfe zu fragen, um voranzukommen.
Hier ein paar Hilfen:
Wenn euch nichts einfällt oder ihr nicht weiterkommt, stellen wir auf dieser Seite auch bald unsere Vorlage zur Verfügung.
IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEN BEHÖREN
Der nächste Schritt geht über das Einsparungskonzept hinaus, weshalb ihr nun mit den Behörden in Kontakt treten müsst.
Um die Klimaneutralität zu erreichen, müssen große Investitionen getätigt werden und nicht selten die Heizung saniert, eine bessere Wärmedämmung eingebaut, teilweise teurere Lebensmittel eingekauft und eurer Schule die Möglichkeit gegeben werden, selbst Strom zu erzeugen.
Was an eurer Schule alles möglich ist und wird, wenn ihr erstmal losgelegt habt, wird sich herausstellen. Werdet nicht müde, immer wieder nachzufragen. Werdet nicht müde, mit euren Aktionen zu zeigen, wie ernst euch die Sache ist.
ZUR EVALUATION UND BEARBEITUNG DER PROJEKTE
Wenn eure Aktionen laufen und die Konzepte stehen oder weiter ausgebaut werden, sollten regelmäßig die Ergebnisse analysiert werden.
Regelmäßiges Sammeln der Emissionsdaten und des Feedbacks sowie Reflexionen nach allen Aktionen, Projekten und Wettbewerben trägt dazu bei, eure Anstrengungen stetig optimieren zu können. Darüber hinaus kann ein Austausch mit anderen Schulen, welche eine ähnliche Aktion durchgeführt haben oder planen, weiterhelfen. So können immer neue Handlungsoptionen identifiziert werden und eure Schule sich so immer weiter verbessern.
Zu jeder guten Aktion gehört eine Reflexion. Bereits zum Ende einer Veranstaltung oder im Anschluss daran, könnt ihr euch das Feedback der Teilnehmenden einholen.
Emissionsdaten solltet ihr jedes Jahr erheben. Dafür kann zu Beginn jedes Schuljahres ein Zeitplan erstellt werden, in dem genau solche Termine festgehalten werden. Vielleicht wollt ihr auch einen Tag festlegen, an dem ihr eine Umfrage zum Schulweg der Schulangehörigen durchführt und dann ein paar Wochen später die Emissionsdaten veröffentlicht werden.
Nach Aktionen könntet ihr durch Kurzumfragen, Fragebögen oder ein einfaches Stimmungsbild Feedback von Teilnehmer:innen einholen. So könnt ihr positive wie negative Aspekte herausfiltern und diese für eine nächste Aktion versuchen, zu verstärken oder zu minimieren.
Auch eine Reflexion im mitarbeitenden Team ist wichtig. Dafür können in der Reflexion reihum alle Anwesenden von ihren Eindrücken berichten, die ihr auf einem Zettel oder digital fest auch festhalten könnt. Direkt bei dieser Reflexion können auch Situationen bewertet oder Verbesserungsvorschläge gemacht werden.
Sind alle einmal dran gewesen, können die notierten Stichpunkte in Kategorien geordnet werden, bevor weiter über Verbesserungen nachgedacht wird.
Bei regelmäßigen Terminen ist übrigens es empfehlenswert, nach der ersten Durchführung eine Checkliste und einen Zeitplan für diesen aufzustellen, sowie eine kurze Erklärung der Organisation zu schreiben. Für die nächsten Male und wenn die Verantwortlichen wechseln, ist die Organisation dann einfacher.
DENN WIR SITZEN ALLE IM SELBEN BOOT
Um anderen auf ihrem Weg zu helfen, aber auch selbst von anderen profitieren zu können, muss das gesammelte Wissen geteilt werden – idealerweise bereits während des gesamten Prozesses. Gebt also Konzepte für Aktionen, eure Erfahrungen mit den Schulträger:innen, Kontakte und Einspartipps an andere Schulen über Kontakte und das Netzwerk weiter.
Sicher gibt es schon viele Schulen mit viel Erfahrung, auf deren Methoden ihr zurückgreifen oder die ihr sogar noch verbessern könnt. Es muss also nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden!